Den Regen lieben

Den Regen lieben.

Zehn Grad, Dauerregen, Anfang Januar. Meine beiden Kinder und ich stiefeln gutgelaunt durch unsere Heimatstadt, auf der Suche nach kleinen und größeren Entdeckungen. Langweilig wird ihnen eigentlich nie, zu viele Details und spannende Dinge sehen ihre noch jungen Kinderaugen. Von Kronkorken in Mauerfugen, die aussehen wie Augen, Cent-Münzen auf dem Boden und Möwen am Elbhafen gibt es minütlich neue Höhepunkte. Ich genieße unsere Ausflüge sehr, weil ich nicht nur gerne draußen bin, sondern meine eigene Stadt durch die Augen meiner Kinder wieder neu entdecke. 

Nach einer Weile fragt mich meine Tochter: „Du Papa, wo sind eigentlich die ganzen Leute?“ Es ist wirklich wenig los in der Stadt und neben ein paar Autos und einigen Menschen, die zum Bäcker wollen ist es an diesem Sonntag fast menschenleer. Ich sage: „Die meisten wollen lieber zuhause sein. Vielleicht finden sie das Wetter nicht so schön. Ich weiß es nicht genau“, antworte ich. Meine Tochter stutzt und gibt sich nicht mit meiner Antwort zufrieden. Sie entgegnet: „Jedes Wetter ist schön. Ich mag den Regen“ und „Für die Pflanzen ist es auch gut…“ Ich nicke und wir ziehen weiter.

Später staunen meine Kinder noch über die Regentropfen an einem alten Zaun und wie aus einer morschen Regenrinne ein kleiner Schwall Wasser zu Boden plätschert. Ich denke darüber nach, dass es vor allem unsere innere Einstellung ist, auf welche Dinge für uns konzentrieren und wie wir die Welt sehen.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende - egal ob mit Regen oder Sonnenschein 

Dein Michael