Mit Anfang Zwanzig war ich in der Sackgasse gelandet. Ich wollte jedem gefallen, jedem gerecht werden, immer höflich sein und bloß nie anecken: Bei meiner Familie und Freunden, den Professoren
und Studenten, bei der Aldi-Verkäuferin, der Nachbarin ein paar Häuser weiter, egal. Ich war Jedermanns Liebling und es war verdammt wichtig, was andere über mich dachten. In einer
Gesellschaft voller verschiedener Menschen schien dieser Weg der eleganteste zu sein. Und doch war er falsch. Und dumm.
Ich bin dankbar für wichtige Lektionen, die ich lernen durfte. Lektionen, die einfach sind. Lektionen, die aus Sackgassen führen.
Zuerst ist es bedeutsam, zu erkennen, wie sehr du von den Meinungen und Ansichten anderer Menschen geprägt bist. Die meisten gehen dieser Frage nicht aufrichtig nach. Und dennoch ist sie
elementar wichtig.
Ein großer Teil der Freiheit beginnt in der Loslösung von den Meinungen "der anderen".
Ich spreche bewusst von "den anderen". Die Meinungen und Ansichten der zwei, drei dir wichtigsten Menschen in deinem Leben ist natürlich von größter Wichtigkeit für dich. Zurecht. Aber es
geht um die nicht näher bestimmte "Masse" an Menschen um dich herum. Deine Arbeitskollegen, die Nachbarin, Verkäuferin, deine Fußballkameraden oder wen auch immer - es geht um "die
Gesellschaft".
Vulgär ausgedrückt: Die Meinung "der anderen" kann dir scheißegal sein. Der wichtigste Grund dafür: Die wenigsten Menschen kennen dich. Deine ganze Komplexität. Dein Inneres. Dein Wesen. Sie
sehen deine Fassade. Sie sehen, was sie sehen wollen. Sie beurteilen dich mit größter Selbstverständlichkeit. Und sagen dennoch nichts über DICH aus. Aber sehr wohl etwas über sich selbst -
nämlich wie sie dich sehen. Nicht mehr. Und nicht weniger.
Die meisten Menschen überschätzen auch maßlos die Bedeutsamkeit, die sie im Leben anderer Menschen spielen. Du denkst, du bist für andere wichtig? Den meisten Menschen, die dich mehr oder
weniger flüchtig kennen, bist du egal. Völlig egal. Wenn sie Kopfschmerzen haben, ist das hundert mal wichtiger als die Nachricht, dass du einen schweren Verkehrsunfall hattest. Klingt brutal. Es
ist aber die Wahrheit.
Heute halte ich mich bewusst von Menschen fern, deren scheinbarer Lebensinhalt es ist, über andere Menschen zu reden, zu lästern, Klatsch und Tratsch zu verbreiten. Ich rede lieber über Ideen,
Visionen, Erfindungen, Entwicklungen, Prozesse, Bücher, Fußballspiele, ach, tausend Dinge mehr, als nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was Person X zu Person Y gesagt haben soll - egal ob
über Person Z oder über mich.
Eine einfache Wahrheit zum Hörensagen: Wenn du nicht direkter Zeuge eines Gespräches zwischen X und Y warst, kannst du dieses Gespräch nicht beurteilen. Egal, was später X oder Y (oder am
besten noch Z, der von diesem Gespräch auch "gehört" hat) berichten. Mich bewegt Hörensagen emotional nicht (mehr). Es ist mir gleichgültig. Ich war nicht dabei. Es interessiert mich nicht. Ich
kann es nicht prüfen. Fertig.
Wenn ich eine Haltung beziehe, höre ich auf Jedermanns Liebling zu sein. Sich für oder gegen etwas einzusetzen bedeutet auch, sich angreifbar zu machen. Aus einer Haltung des
Selbstbewusstseins und des Selbstverständnisses heraus kann jede Haltung standhaft verteidigt werden.
Möchtest du in deinem Leben Außergewöhnliches erreichen, solltest du erst recht nicht auf die Meinungen "der anderen" hören. Suche dir die Außergewöhnlichen, die Vorbilder, die Lehrer, Gurus, Trainer aus, die garantiert nicht in den Durchschnittssphären der namenlosen Masse an Nachplappernden, Hörensagenden und Lästermäuler zu finden sind. Dein Herz ist dabei der beste Navigator. Ist nur 'ne Meinung...
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